Ob in geschlossenen Frauenrunden, auf Hochzeiten, TV-Sendungen oder den touristischen All-inklusiv-Programmen - der Bauchtanz ist ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in der Türkei. Schon das kleinste Mädchen wird bei seinem Anblick zum Bewegen und Kreisen seiner Hüften und Hände animiert, und oft sind es auch die ersten tänzerischen Bewegungen, die Türkinnen in ihrem Leben vollführen. Auf unzähligen Hochzeiten, die im Verwandten- und Bekanntenkreis folgen, gibt es schließlich die Gelegenheit, dieses urweibliche Kulturgut, das einst von Frauen für Frauen getanzt wurde, zu pflegen. In diesem Sinne saugen Frauen mit einem orientalischen Hintergrund den Bauchtanz mit der Muttermilch auf.
Ein solcher Fall ist auch die damals vierjährige Isabel Mebarak Ripoll gewesen. Wie gebannt schaute die Vierjährige in einem arabischen Restaurant in Kolumbien der Bauchtanz-Vorführung zweier Tänzerinnen zu. Die Lebensfreude der beiden Frauen steckte Isabell an, so dass sie mit ihnen zu tanzen begann und sich plötzlich auf der Bühne wiederfand. Dort sollte sie auch bleiben. Denn Jahre später wurde aus ihr ein internationaler Star, der zu allem, was er sang, seine Hüften wie eine Göttin vibrierte - allerdings begeisterte Isabell Mebarak Ripoll die Welt nicht mit ihrem wahren Namen, sondern mit dem Künstlernamen Shakira. Die heute 27-jährige kolumbianische Sängerin mit arabischen Wurzeln hat dazu beigetragen, dass die schnellen und rhythmischen Bewegungen ihrer Hüften zu den sinnlichsten Erfahrungen wurden, welche die Welt nach Britney Spears und Co. endlich mal erleben durfte. Tausende von Menschen strömen noch heute in ihre Konzerte, um sich von Shakiras Bauchtanz betören zu lassen.
In Deutschland gehört der Oberkörper betonte Tanz aus dem Orient mittlerweile zum Renner der Volkshochschulen. In sechswöchigen Schnellkursen können Teilnehmerinnen schon die Basisschritte dieses urweiblichen Tanzes lernen, der einst als Fruchbarkeitsritual vollführt wurde und in den achtziger Jahren gerne auch von hartgesottenen Feministinnen getanzt wurde.
Ihren Ursprung hat die deutsche Bauchtanzwelle in den USA, wo “Orientalische Tanzstudios" schon Ende der siebziger Jahre eröffnet wurden und sich wie ein Lauffeuer verbreiteten. Allein in New York soll es heute mehr als 40 Bauchtanz-Schulen geben.
Die Geschichte des US-amerikanischen Bauchtanzes begann mit einem Skandal, als auf der Weltausstellung in Chicago 1893 die Tänzerin "Little Egypt" mit einer Gruppe von Frauen Bauchtanz vorführte. Es war das erste Mal, das auf einem großen gesellschaftlichen Event wie der Weltausstellung ein für europäisch-amerikanische Begriffe anrüchiger Tanz in der Öffentlichkeit vollführt wurde. Neben dem frechen Tanz aus dem Orient verkamen die Tänze der amerikanischen Geselllschaft um die Jahrhundertwende zu miefigen Turnübungen.
Obwohl die Bewegungen des Tanzes hauptsächlich aus den Knien, der Hüfte und den Schultern kommen, ist der orientalische Tanz ins Deutsche mit Bauchtanz übersetzt worden. Vielleicht verdankt er seinen Namen "Bauchtanz" aber auch der Tatsache, dass gerade das Tragen eines bauchfreien Kostüms die Sinnlichkeit der Tänzerin unterstreicht. Nicht selten kann sich der Zuschauer beim Anblick einer Bauchtänzerin in ihrem hübschen Nabel verlieren.
Bauchtanz
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