Hier ist nun der letzte Teil meines Urlaubsberichtes.
Die Abenteuertour durch den Taurus Teil 2
Von Beyşehir aus wollten wir ja auf der Hauptstraße zurück fahren, deshalb fragte mein Schatz dort einige Einheimische nach dem Weg zur Hauptstraße – das dachte ich wenigstens.
Ich fuhr also brav nach seinen Anweisungen los. 20 Minuten später waren wir wieder auf der Nebenstraße, auf der wir gekommen waren.
Es folgte: Vollbremsung, aussteigen, Autotür zuknallen, einmal laut Sch…. schreien, tief durchatmen, Zigarette anzünden und warten bis der Adrenalinspiegel sinkt.
Auf der Landkarte habe ich dann gesehen, dass es zwischen der Straße auf der wir gerade waren und der Straße wo wir eigentlich hinwollten eine Querstraße gab – 32 km lang, na okay, das war ja nicht so viel, da mussten wir nicht umkehren. Die Querstraße lag auch von uns aus gesehen vor der vorher beschriebenen Baustelle, also alles halb so wild.
Die Querstraße entpuppte sich als befestigter Feldweg auf dem streckenweise nicht mal 2 Fahrzeuge nebeneinander Platz gehabt hätten. Auf so einem Weg sind 32 km verdammt lang, denn es ging ununterbrochen steile Haarnadelkurven rauf und runter.
Die lächerlichen 10 Minuten Wartezeit wegen einer Schafherde mitten auf der Straße fielen da überhaupt nicht mehr ins Gewicht. Jedenfalls brauchten wir für die 32 km mehr als eine Stunde und ich bin wirklich nicht zaghaft gefahren. Mein Schatz verlor zeitweise schon seine gesunde Gesichtsfarbe. :oje
Yippieehh, nun waren wir kurz vor Seydişehir und die ersehnte Hauptstraße war in greifbare Nähe gerückt. :dans
Ausgerechnet an der Kreuzung wo wir auf die Hauptstraße wollten, wurde gebaut aber oh Wunder es gab Umleitungsschilder. Ich folgte frohgemut diesen Schildern und wir stellten nach ungefähr 40 km fest, dass wir uns schon wieder auf einer Nebenstraße parallel zur Hauptstraße befanden – nun aber auf der anderen Seite – hier ging es in Richtung Bozkir.
Entweder hatten wir eines der Umleitungsschilder übersehen – oder es war gar keines mehr dagewesen.
: Weil diese Nebenstraße aber lt. Landkarte nach weiteren 60 km in die Hauptstraße mündete fuhr ich weiter. Die Straße war gut und die Strecke war zunächst ganz flach – ohne Berge, das war doch recht erholsam. Später wurde es aber doch wieder bergig - aber nun waren es ja nur noch ca. 20 km bis zur Hauptstraße. Es wurde schon dämmerig und ich hatte langsam die Nase voll vom Autofahren.
Plötzlich hupte hinter uns ein Autofahrer wie wild und gab uns Signale mit der Lichthupe.
Ich fuhr rechts ran und wartete was nun kommen würde. Das Auto war verriegelt und wie ein Gangster sah der Typ nicht aus aber man weiß ja nie. Wir machten das Fenster einen Spalt auf und es folgte ein großes Palaver auf Türkisch, von dem ich wenig bis nichts verstanden habe.
Tja und dann kam die böse Überraschung, die Straße war ein paar Kilometer weiter kurz vor Bozkir wegen eines Erdrutsches komplett gesperrt, wir würden dort nicht weiter kommen.
Wir sollten an der nächsten Weggabelung abbiegen, und dann immer den Schildern Richtung Antalya folgen, dann würden wir irgendwann an die Hauptstraße kommen.
Ich hätte schreien können vor Frust aber das hätte ja auch nicht viel genützt. :heul
Also hoffte ich, dass der Mann wusste wovon er sprach, dass mein Schatz alles richtig verstanden und behalten hatte und fuhr nach seinen Anweisungen weiter.
Jetzt waren wir wirklich in der tiefsten Wildnis und ich hatte das Gefühl, hier kommen wir nie nie wieder raus.
Wir kamen aber doch wieder raus, oh Wunder. Plötzlich und unerwartet waren wir wieder auf der Straße von Seydişehir nach Bozkir – nur diesmal in umgekehrter Richtung. Jetzt hatte ich langsam wirklich genug und beschloss keine weiteren Experimente mehr zu machen, sondern nach Seydişehir zurückzufahren. Insgesamt ca. 160 km umsonst gefahren. :heul
Mein Schatz hat dann erstmal seine Verwandten in Alanya angerufen, dass es wohl doch etwas später werden würde, sie sollten doch nicht mit dem Essen auf uns warten.
In Seydişehir habe ich erstmal eine Tankstelle angesteuert und hier habe ich nach dem Weg gefragt. Auf der Landkarte habe ich dem Tankwart genau gezeigt wo ich hin will, er hat mir den Weg beschrieben und 5 Minuten später waren wir auf der Hauptstraße.
Das entscheidende Umleitungsschild war übrigens tatsächlich nicht vorhanden.
Jetzt war es schon stockfinster aber bis zur Hauptstraße Antalya – Alanya waren es ja nur noch lächerliche 120 km und dann nochmal ca 40 km bis Alanya.
Zwar hatte ich einige Probleme mit den LKW auf der Gebirgsstraße - welcher Flachland- Europäer rechnet schon damit, dass die teilweise nur mit 10 – 20 km/h dahinschleichen.
Aber nachdem ich auf den ersten LKW fast draufgebrettert bin, war ich ja gewarnt und bin bergauf fast nur noch auf der Mittelspur gefahren – und bergab teilweise auch, nachdem die einheimischen Fahrer mich überzeugt hatten, dass die durchgezogene Linie wohl nur zur Dekoration da ist.
Die Stadtrundfahrt quer durch Alanya (weil mein Schatz den Weg zu den Verwandten nur mit Bus und Dolmuş kannte) war nach diesem Tag das reinste Kinderspiel.
Mit Lotsendienst des Onkels per Handy haben wir das Haus doch noch gefunden und waren um neun Uhr dann endlich auch da.
Jetzt hätte ich gern ein großes Bier getrunken, das ging aber leider nicht, ich musste ja später noch zurück zum Hotel fahren.
Mir war ja schon ein bisschen mulmig, wie seine Verwandten mich wohl aufnehmen würden. Aber das war von Anfang an so eine herzliche und unkomplizierte Atmosphäre, dass ich mich gleich sauwohl gefühlt habe.
Ayşe, die Tante hat aufgetischt, als ob noch mindestens eine Kompanie Soldaten zum Essen erwartet wird. Ich habe mir auch reichlich Mühe gegeben sie nicht zu enttäuschen, so ausgehungert war ich ich inzwischen und außerdem war das Essen wirklich super lecker.
Es gab eine Tomaten/Yoghurt Suppe (Tarhana corbasi), Sigara börek, türkische Pizza, verschiedene gefüllte Gemüse (Dolmalar), Hirtensalat, Icli köfte und selbstgebackenes Brot. Danach noch verschiedene Süßigkeiten, unter anderem Baklava. Ich dachte, ich würde platzen.
Dabei hat mein Schatz ausführlich unsere Abenteuer erzählt und jetzt konnte ich schon wieder darüber lachen.
Nach dem Essen habe ich mit Ayşe abgewaschen und wir haben uns die ganze Zeit auf türkisch unterhalten und viel Spaß dabei gehabt.
Bis in die Nacht haben wir zusammen gesessen, Tee getrunken und uns unterhalten.
Völlig perplex war ich allerdings, als sie uns ihr Ehebett zum Schlafen angeboten haben.
Aber das wollte ich dann doch lieber nicht in Anspruch nehmen. Ich hatte ja auch eine gute Ausrede, nämlich dass wir morgens bis neun Uhr den Leihwagen zurückgeben mussten und dann alle sehr früh würden aufstehen müssen. Aber ich musste versprechen, dass wir im nächsten Urlaub wieder kommen und dann mindestens 2 Tage bleiben.
Nachts um halb drei waren wir wieder im Hotel und hatten 780 km hinter uns.
Nach diesem Tag kann mich in Bezug auf Auto fahren nichts mehr erschüttern, das könnt ihr mir glauben.
für deine Schlagloch Aktion in den Bergen bei der Baustelle, schön das du es den Männern da gezeigt hast 
